1Was ist Botulinum Typ A?
Der Name Botulinum entstand, als der Landarzt Justinus Kerner
1820 erstmals von „Wurst-Gift“ sprach, lateinisch botulus =
Wurst, toxin = Gift. Er entdeckte damals den Zusammenhang
zwischen bestimmten Todesfällen durch Lähmung der
Muskulatur und dem Verzehr von verdorbenen Nahrungsmitteln.
Botulinum wird in seiner natürlichen Form von dem Bakterium
Clostridium botulinum gebildet. Mittlerweile sind sieben Typen
von Botulinum bekannt: Typ A, B, C, D, E, F und G. In der
ästhetischen Medizin kommt lediglich Typ A zum Einsatz.
Heute wird Botulinum biotechnologisch gewonnen und ist
hinsichtlich der Toxizität mit dem natürlich vorkommenden
bakteriellen Toxin nicht vergleichbar. Um einen normal großen
Menschen in Lebensgefahr zu bringen, müsste man die
Wirkstoffmenge von mindestens 3.000 kompletten Packungen
Botulinum direkt in die Blutgefäße injizieren.
2Kann man durch eine Injektion mit Botulinum vergiftet
werden?
Nein. Eine Vergiftung mit Botulinumtoxin („Botulismus“)
entsteht, wenn z.B. durch bestimmte verdorbene Lebensmittel
massenweise Clostridien in den Körper aufgenommen werden.
Sie vermehren sich im Darm und produzieren das Toxin, das
direkt in den Blutstrom gelangt und so zu
Vergiftungserscheinungen führen kann. Das in Arzneimitteln
verwendete Botulinum Typ A (BTX) wird dagegen in sehr
geringen Mengen direkt in den Muskel injiziert. Diese extrem
geringe, genau bestimmte Menge des Wirkstoffes im
Medikament ist zudem hoch aufgereinigt – kein einziges
Bakterium, das weiteres Toxin produzieren könnte, ist darin
enthalten.
3Wie wirkt Botulinum Typ A bei der Faltenkorrektur?
Botulinum Typ A wirkt auf die Kontaktstelle von Nerven und
Muskeln (Neuromuskuläre Synapse). Dort vermindert oder
unterbindet es die Ausschüttung des Botenstoffs Acetylcholin,
der unter anderem für die Übertragung des Nervenimpulses zur
Anspannung der Muskulatur zuständig ist. Der Muskel wird
entspannt. Als Folge dieser Muskelentspannung werden die
Falten geglättet. Botulinum Typ A wird nach der Injektion im
Körper rasch abgebaut, seine Wirkung hält, je nach injizierter
Menge und Patient, allerdings einige Monate an. Wenn sich die
Falten wieder zeigen, kann es erneut injiziert werden.
4Welche Nebenwirkungen können bei einer kosmetischen
Behandlung mit Botulinum Typ A auftreten?
Nebenwirkungen sind selten. Wichtig ist, dass man sich von
einem gut ausgebildeten und erfahrenen Arzt behandeln lässt.
Wie bei jeder Injektion kann es zu kleinen Blutergüssen oder
Schwellungen kommen. Manchmal können auch Unwohlsein,
Müdigkeit oder Kopfschmerzen auftreten. Extrem selten sind
vorübergehendes Herabhängen der Augenbraue oder des
Oberlids. Bei einem erfahrenen Arzt sind solche Nebenwirkungen
allerdings eher unwahrscheinlich. Sollte es dennoch einmal zu
unerwünschten Wirkungen kommen, verschwinden sie auch
wieder vollständig, da Botulinum Typ A vom Körper abgebaut
wird und so keinen dauerhaften Effekt hat.
5Ist Botulinum Typ A in Deutschland zur
Faltenbehandlung zugelassen?
Ja. In Deutschland sind diese drei Botulinum Typ A-Präparate
zugelassen: Vistabel® (seit 2006), Azzalure® (seit 2009) und
Bocouture® (seit 2009).
6Sind Botulinum-Behandlungen in der Ästhetik nicht nur
ein vorübergehender Mode-Trend?
Eher ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Behandlungen auch
in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird. Denn der
Wunsch, jugendlich frisch und erholt auszusehen, ist in der
Gesellschaft tief verankert. Mittlerweile achten auch Männer viel
stärker auf ihr Äußeres und sind häufiger bereit, ihre
Attraktivität durch eine Faltenbehandlung weiter zu erhöhen.
7Wer unterzieht sich einer Faltenbehandlung mit
Botulinum und warum?
Die meisten Patienten haben eine äußerst positive Grundhaltung
zu ihrem eigenen Äußeren, sind selbstbewusste und starke
Persönlichkeiten. Falten sind allerdings „nicht ihr Stil“. Sie
stören, denn sie verfälschen das Bild nach außen: Man sieht
nicht so aus, wie man sich fühlt. Das heißt aber nicht, dass die
Patienten jünger aussehen wollen. Vielmehr wollen sie so gut
wie in ihrem Alter möglich aussehen.
8Was soll bei der Wahl des Therapeuten beachtet werden?
Entscheidend sind die gute Ausbildung und die Erfahrung des
Arztes. Er sollte sich Zeit nehmen und umfassend aufklären.
Speziell ausgebildete und zertifizierte Ärzte finden sich z.B. auf
der Homepage der DGBT (Deutsche Gesellschaft für Ästhetische
Botulinumtoxin-Therapie e.V.). Vorteilhaft ist, wenn der Arzt sich
mit ästhetischen Gesichtsbehandlungen im Allgemeinen
beschäftigt und auch mit anderen Verfahren zur
Faltenbehandlung gut vertraut ist. Und schließlich ist besonders
wichtig, persönlich ein gutes Gefühl und Vertrauen zu dem
Behandler zu haben, sich „gut aufgehoben“ zu fühlen.
9Wie schnell und wie lange wirkt Botulinum Typ A?
Nach drei bis zwölf Tagen zeigt die behandelte Gesichtspartie in
aller Regel eine verminderte Faltenstruktur. Diese Wirkung hält
drei bis sechs Monate an. Durch die geringere Aktivität einzelner
Gesichtsmuskeln gewöhnt man sich zudem besonders
faltenverursachende Mimik ab und vermindert so gleichzeitig die
Entstehung neuer Falten.
10 Wo wird Botulinum Typ A noch eingesetzt?
Zum ersten Mal wurde Botulinum Typ A in der Behandlung des
Strabismus (Schielen) verwendet – der Ausgangspunkt für eine
Vielzahl weiterer Einsatzgebiete. Zunächst im Bereich der
Dystonien (neurologische Bewegungsstörungen, deren Ursache
im Gehirn liegt), dann in vielen anderen Bereichen der Neurologie, z.B. bei Kindern, die durch infantile Zerebralparese (frühkindliche
Hirnlähmung) an Spastiken leiden oder auch bei der Rehabilitation nach
einem Schlaganfall. Zudem erhielt Botulinum Typ A Ende 2011 vom
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Zulassung
zur Linderung der Symptome von chronischer Migräne bei erwachsenen
Patienten. Neu ist auch die Zulassung für die Behandlung der
Harninkontinenz aufgrund der sogenannten neurogenen
Detrusorhyperaktivität bei erwachsenen Patienten mit Multipler Sklerose oder
Rückenmarksverletzung.